Arbeitsbedingungen & chronischer Stress von Ärzt:innen – Tipps für eine Verbesserung des Wohlbefindens

Herausforderungen des ärztlichen Berufes

Mit viel Enthusiasmus, jedoch ohne ein klares Bild von dentäglichen Herausforderungen im Berufsleben, haben viele von uns sich für einenBeruf entschieden, der eigentlich als einer der schönsten gilt. Allerdings sind wir einem erheblichen emotionalen Stress ausgesetzt, der sich aus der Betreuung von Patient:innen und der Auseinandersetzung mit deren Leid ergibt. In unsererTätigkeit sind Empathie und Mitgefühl unverzichtbar, sie können jedoch auch zurErschöpfung und Burnout beitragen. Darüber hinaus werden wir durch Personalknappheit, den ökonomischen Druck und gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen wie langeArbeitszeiten und Schichtarbeit zusätzlich belastet. Laut einem Bericht desMarburger Bundes aus dem Jahr 2019 fühlen sich 74% von uns durch die Gestaltung der Arbeitszeiten in unserer Gesundheit beeinträchtigt. Es wird erwartet, dass unser Stresslevel in Zukunft weiter ansteigt. Denn die Nachfrage nachmedizinischen Leistungen wird sich durch den demographischen Wandel und eineZunahme chronischer Erkrankungen erhöhen. Zudem ist mit einem Rückgang der medizinischen Ressourcen zu rechnen, da die Generation der Baby-Boomer in denRuhestand geht und jüngere Generationen vermehrt in Teilzeit arbeiten.

Status quo mentale Gesundheit und Patientensicherheit

Der DAK Psychreport 2024 zeigt, dass unser Gesundheitssektor im Vergleich zu anderen Branchen die höchste Zahl an Ausfalltagen wegen psychischer Probleme verzeichnet (472 Tage pro Jahr je 100 Versicherte), was 46% über dem Durchschnitt anderer Branchen liegt.
Burn-out, Depressionen, Angststörungen und Suizidalität treten bei Ärzten und angehenden Ärzten in Deutschland häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Zudem weist fast jeder vierte Arzt einen gefährlichen Alkoholkonsum auf.

Diese Krise hat weitreichende Auswirkungen für uns und die Sicherheit derPatient:innen: So machen Ärzt:innen mit depressiven Symptomen sechsmal häufiger Fehler bei der Medikation. Erschöpfung und eine beeinträchtigte psychische Gesundheit gefährden aber auch unsere eigene Sicherheit: Nach einer12-stündigen Schicht ist das Risiko für Verkehrsunfälle doppelt so hoch wie nach einer 8-stündigen Schicht.

Dringend nötige Veränderungen der Arbeitswelt

Es ist offensichtlich, dass eine Veränderung unserer Arbeitswelt notwendig ist, um unsere mentale und physische Gesundheit zu schützen. Konzepte wie "New Work" im Gesundheitssektor erforschen Möglichkeiten, die Arbeitsbedingungen so anzupassen, dass sie eine effektive, selbstbestimmte und gesunde Tätigkeit für alle im Gesundheitswesen Beschäftigten sowie eine hochwertige Versorgung der Patienten ermöglichen. Maßnahmen wie die Verringerung von Arbeitsunterbrechungen und Multitasking können Stress und emotionale Erschöpfung signifikant reduzieren. Pausen sind ebenfalls entscheidend, um unsere Aufmerksamkeit und Konzentration zu bewahren.

Steigerung des Wohlbefindens für Ärzt:innen

Zur Steigerung unseres Wohlbefindens ist es trotz und gerade wegen der herausfordernden Arbeitsbedingungen wichtig, dass wir auch für uns selbst sorgen. In der Überarbeitung des Genfer Gelöbnisses von 2017 heißt es:

„Ärzte sollten auf ihre eigene Gesundheit, ihr Wohlergehen und ihre Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“.

Wir haben uns darauf spezialisiert, anderen Menschen zu helfen, aber haben in unserer Ausbildung häufig nicht lernen können, für uns selbst zu sorgen und unsere eigene Gesundheit zu erhalten.
Hier ein paar Tipps für den Alltag, um dein Wohlbefinden zu verbessern und deine Resilienz zu stärken:

1.    Auszeiten nehmen & Innehalten: Pausen sind wichtig, um die Konzentration aufrechtzuerhalten und für unsere eigenen Bedürfnisse zu sorgen. Dies sind manchmal nur einfache Dinge wie in Ruhe etwas zu Essen und zu Trinken und dabei aus dem Fenster zu schauen. Aber auch neben der Arbeit sind Momente der Ruhe und Stille nötig, um Körper und Geist zu beruhigen und innezuhalten. Denn nur wenn wir das alltäglich Hamsterrad verlassen, können wir spüren, wie es uns wirklich geht und was wir brauchen. Nimm dir zum Beispiel täglich 5-Minuten Zeit, um bei tiefer Einatmung und langsamer Ausatmung (3 Sekunden Einatmen und 6 Sekunden Ausatmen) zu reflektieren, welche Emotionen, Gedanken und körperlichen Signale präsent sind.

2.    Selfcare & Ressourcen: jeder Arzt und jede Ärztin hat individuelle Kraftquellen (Ressourcen), um nach den täglichen Herausforderungen wieder aufzutanken. Dies kann ein Hobby wie Musik hören, eine sportliche Betätigung oder Entspannungsübungen wie Meditation sein. Mache dir eine Liste und notiere deine individuellen Kraftquellen: Wobei kannst du Auftanken und was braucht es dazu, um dies häufiger in deinen Alltag zu integrieren? Beispielsweise können Kalendereinträge helfen, sportliche Aktivitäten zu fördern.

3.    Stressoren vermeiden: Stress gehört zum Leben und lässt sich leider nicht immer verhindern. Stress kann aber häufiger vermieden werden als wir denken. Mach dir dazu eine Liste und notiere deine aktuellen Stressoren. Unterteile dann in Stressoren, die du selbst verändern kannst und Stressoren, die aktuell nicht von dir beeinflusst werden können. Überlege dann in Ruhe, was es aus deiner Sicht braucht, um die beeinflussbaren Stressoren zu reduzieren. Ein Beispiel von Kolleg:innen zeigt, dass es möglichst, dem Pflegepersonal klar zu kommunizieren, dass es Zeiten gibt, in denen du konzentriert arbeiten möchtest und nur im Notfall gestört werden möchtest.

Zusätzlich kann mit Hilfe eines persönlichen Coaching seine professionelle Unterstützung bei den Themen Stressbewältigung, Ressourcenstärkung und Selbstmanagement sehr effektiv sein. Für mehr innere Ausgeglichenheit und Energie im Alltag biete ich zusätzlich einen wissenschaftlich geprüften 8-wöchigen Online-Kurs an. Dabei bekommst du eine persönliche Begleitung und zusätzliche Informationen, die dein mentales Wohlbefinden als Ärzt:in fördern.

Wann ist eine berufliche Veränderung nötig?

Trotz der persönlichen Fürsorge gibt es leider zu viele Kolleg:innen, denen es aufgrund der Arbeitsbedingungen nicht gut geht beziehungsweise eine berufliche Weiterentwicklung nicht möglich ist. Ich motiviere immer wieder dazu, mutig zu sein und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen, um für sich eine Veränderung zu erwirken und die Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten. Wenn all diese Dinge nicht hilfreich sind und die Frustration überhandnimmt, ist es sehr wichtig, diese krankmachenden Bedingungen nicht weiter über sich ergehen zu lassen, sondern aktiv nach einer beruflichen Veränderung zu suchen.

Mediheads hilft dir dabei, eine Verbesserung deiner beruflichen Situation zu finden. Ganz einfach kannst du mit nur wenigen Klicks einen neuen Arbeitgeber finden, der zu deinen persönlichen Bedürfnissen passt. Falls Sie über mediheads.com einen neuen Job finden, erhalten Sie dort 3% des vereinbarten Jahresgehaltes als zusätzliche Startprämie. Dies scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, ist aus Sicht der mediheads-Gründer aber nur konsequent, denn sobald bei einer Personalvermittlung Geld fließt, sollten alle Beteiligten daran partizipieren.

Mit Hilfe von Selbstfürsorge und einem Arbeitsumfeld, welches unseren Bedürfnissen entspricht, können wir auch in Zukunft unseren schönen und einzigartigen Beruf mit Freude, Leidenschaft und bei guter Gesundheit ausüben und für die Gesundheit unserer Patient:innen sorgen.

Dieser Text wurde verfasst von:

Dr. med. Sebastian Kuss
Mental Health Coach für Gesundheitsberufe

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‍Quellen: https://www.aerzteblatt.de/archiv/211268/Aerztegesundheit-Hohe-psychische-Belastungen#:~:text=Burn%2Dout%2C%20Depressionen%2C%20Angststörungen,Arzt%20einen%20gefährlichen%20Alkoholkonsum%20auf // https://journals.lww.com/ejanaesthesiology/fulltext/2023/02000/fatigue_in_anaesthesiology__call_for_a_change_of.2.aspx // https://www.aerzteblatt.de/archiv/207892/Depression-Betroffene-Aerzte-machen-sechsmal-haeufiger-Medikationsfehler